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"Unfassbar geiles Turnier": Beach-Boys Ehlers/Wickler trotz Silber glücklich

Aktualisiert
Clemens Wickler und Nils Ehlers haben Olympia-Silber gewonnen.
Clemens Wickler und Nils Ehlers haben Olympia-Silber gewonnen.AFP
Nachts um kurz vor zwei kehrte das Lachen der silbernen Beach-Boys zurück. Auf Nils Ehlers und Clemens Wickler warteten im italienischen Restaurant "In Casa" in einer ruhigen Seitenstraße in der Nähe des Eiffelturms Freunde und Familie, die sie mit Applaus und Wunderkerzen empfingen. Im Hintergrund lief "An Tagen wie diesen", selbst London-Goldheld Jonas Reckermann war zum Feiern gekommen.

Bei den Umarmungen mit ihren Liebsten und den unzähligen Fotos war der Frust über die verpasste Goldchance erst einmal vergessen, der Stolz über ihren größten Erfolg setzte sich allmählich durch. "Alle sprechen uns gut zu", sagte Ehlers, "weil wir ein unfassbar geiles Turnier gespielt haben." Es wuchs immer mehr die Erkenntnis, dass die Hamburger Beachvolleyballer in den Tagen von Paris Großartiges geleistet hatten. "Wir sind in jedem Spiel über uns hinausgewachsen, noch mal enger zusammengewachsen, haben eine Riesen-Euphoriewelle in Deutschland ausgelöst für Beachvolleyball", stellte Ehlers fest.

Zum Match-Center: Ahman/Hellvig vs. Ehlers/Wickler

Doch so ganz war der gebürtige Berliner mit seinem bayerischen Partner, die seit drei Jahren zusammen spielen, noch nicht aus dem "Wechselbad der Gefühle" aufgetaucht. "Sehr, sehr weit unten" hatten sich die deutschen Meister gefühlt, als sie drei Stunden zuvor völlig chancenlos in ihrem ersten Olympiafinale vor 12.860 Zuschauern im Stadion am Eiffelturm gegen die schwedischen Weltranglistenersten David Ahman und Jonatan Hellvig in zwei einseitigen Sätzen in nur 34 Minuten verloren.

"Diese Aufmerksamkeit auf dem Spiel - und dann so reinzuscheißen, ist natürlich sehr, sehr ärgerlich", sagte Wickler, der nach dem größten Spiel seiner Karriere von einem "Kopfthema" sprach, "vielleicht zu viel gewollt, Gold vor Augen gehabt und mental komplett zugegangen".

"Schlechtestes Spiel der Saison

Gleich der erste Aufschlag ging meterweit ins Aus, die Fehler häuften sich, die Nerven flatterten. Der große Olympia-Coup - wie bei Reckermann und Julius Brink vor zwölf Jahren in London - misslang gründlich. "Das fühlt sich gerade sehr, sehr scheiße an", sagte Ehlers kurz nach dem 0:2 (10:21, 13:21). Wickler, der 2021 in Tokio mit Julius Thole im Viertelfinale ausgeschieden war, ergänzte ernüchtert: "Das war das schlechteste Spiel der Saison."

Die deutschen Fans versuchten schon direkt nach dem Spiel, das Duo mit "Ehlers, Wickler"-Rufen aufzumuntern, doch die Enttäuschung saß noch zu tief. Bei der Siegerehrung huschte ein erstes Lächeln über ihre Gesichter, bevor Wickler seine Silbermedaille zärtlich küsste und Ehlers fürs Foto in sein Edelmetall biss. Doch es dauerte noch, bis Freunde und Familie die Mienen endgültig aufhellten.

"Mit der Medaille hier um den Hals zu stehen, erfüllt mich auch mit Stolz", sagte Ehlers nach seiner denkwürdigen Olympiapremiere: "Es ist wichtig, das immer mehr zu realisieren. Irgendwann bin ich mir sicher, glaube ich es dann auch zu 100 Prozent."

Viel Zeit, die wilden Tage von Paris sacken zu lassen, hat das deutsche Top-Duo jetzt nicht. Schon am Dienstag startet die Europameisterschaft in den Niederlanden.