Silber sicher, Gold winkt: Ehlers/Wickler erfüllen sich "Lebenstraum"
Die Vision von Olympia verfolgt Clemens Wickler schon seit Kindestagen. Als "kleiner Junge" saß der gebürtige Oberbayer als Allesgucker "die ganze Zeit" vor dem Fernseher und schaute "auch Rhythmische Sportgymnastik". Als "ich gemerkt habe, dass ich im Beachvolleyball etwas besser bin, war es mein größter Traum es irgendwann mal zu Olympischen Spielen zu schaffen".
Nun, Jahre später, ist es soweit. Mehr noch. Bei seiner zweiten Olympia-Teilnahme, der ersten mit seinem Partner Nils Ehlers, kämpft er um Gold. Auf den Spuren des legendären Duos Julias Brink/JonasReckermann können Ehlers/Wickler am Samstagabend (22:30 Uhr) unterm Eiffelturm Geschichte schreiben.
Zwölf Jahre nach der Sternstunde von London winkt den beiden die Krönung im Sand von Paris. "Es ist ein Lebenstraum, der in Erfüllung geht", sagt Wickler: "Es ist eine Riesenfreude, aus dem tiefsten Herzen."
"Ob Gold oder Silber - es ist unfassbar"
Ein Platz auf dem Podium, der erste für deutsche Beach-Männer seit 2012, ist Ehlers/Wickler schon jetzt nicht mehr zu nehmen nach dem spektakulären 2:1 im Halbfinale gegen die norwegischen Top-Favoriten und Tokio-Olympiasieger Anders Mol und Christian Sörum. "Es ist einfach unglaublich. Wir werden auf dem Podium stehen. Egal ob Gold oder Silber - es ist unfassbar", sagte Olympia-Debütant Ehlers und stellte vor dem Duell gegen die Weltranglistenersten David Ahman/Jonatan Hellvig aus Schweden klar: "Wir freuen uns riesig auf dieses Finale."
Das fulminante Spiel gegen Norweger, die Sprechchöre von den Tribünen, die innigen Momente mit den Familien: Ehlers/Wickler genossen am Donnerstagabend jeden Moment. Ihr Rezept, sich nach diesen Glücksgefühlen wieder auf das Finale zu fokussieren?
"Wir haben unsere Sportpsychologin dabei", erzählte Ehlers: "Sie hilft uns dabei, ruhig zu bleiben, weil das auch Drucksituationen sind, die wir noch nie so erlebt haben."
Der Bann ist gebrochen
Mit seiner Pariser Erfolgsstory tritt Deutschlands bestes Männer-Duo wohl endgültig aus dem langen Schatten der Rio-Olympiasiegerin Laura Ludwig, die nach ihrem Vorrunden-Aus das Ende ihrer erfolgreichen Karriere angekündigt hatte. Ziel sei "immer" eine Medaille bei den Olympischen Spielen gewesen, sagt Ehlers. Es schien allerdings in "ewig weiter Ferne. Einige haben vielleicht geschmunzelt, als wir davon geredet haben. Aber wir haben nie aufgegeben."
Von vielen unbemerkt sind Ehlers/Wickler im Herzen der französischen Hauptstadt durch das Turnier gepflügt. Drei Siegen in der Vorrunde folgte mit dem 2:0 gegen die Weltranglistenzweiten George/Andre aus Brasilien im Achtelfinale ein erstes Ausrufezeichen. Spätestens nach dem genauso souveränen 2:0 im Viertelfinale gegen die Niederländer Boermans/de Groot war klar: Mit Ehlers/Wickler ist in Paris zu rechnen.
Einer Medaille bei großen Turnieren war das Duo, das seit Ende 2021 zusammen spielt, bislang übrigens vergeblich nachgejagt. Bei den Europameisterschaften 2022 und 2023 war im Viertelfinale Schluss, bei den Weltmeisterschaften 2022 und 2023 jeweils noch früher. "Ich bin unfassbar happy, dass wir diesen Fluch von viertem Plätzen besiegen konnten", sagte Ehlers. Jetzt winkt sogar Gold.
Zum Match-Center: Ahman/Hellvig vs. Ehlers/Wickler