Basketball-Nationalspielerin Wilke: USA ärgern und Chancen gegen Belgien und Japan nutzen
Frau Wilke, wie groß ist Ihre Vorfreude kurz bevor es losgeht?
Riesig. Das kann man gar nicht richtig beschreiben. Dieses Gefühl zu Olympia zu fahren, das hat noch keine deutsche Basketball-Nationalmannschaft der Frauen erleben dürfen.
Sie kommen aus einer sportverrückten Familie, Ihre Schwester Clara spielt ebenfalls Basketball. Waren die Olympischen Spiele zu Hause immer ein Thema?
Ja, das ist unfassbar. Als ich nach meiner Nominierung nach Hause kam, hat jemand selbst gebastelte olympische Ringe an unsere Tür gehängt. Alle sind einfach superstolz und kommen mit zu den Spielen nach Lille. Auch unter Geschwistern reden wir natürlich über die Olympischen Spiele und über damals, wo wir mit Basketball angefangen haben und in Berlin in der Jugend rumgelaufen sind. Wohin das geführt hat, ist schon verrückt.
Sie haben Ihre Wurzeln in Spandau. Bei den Männern und bei den Frauen sind im Olympia-Kader vier Berlinerinnen und vier Berliner vertreten. Macht Sie das stolz?
Ich finde das supercool. Dass ein Drittel des Teams aus Berlin kommt, ist wirklich nicht schlecht und umso schöner, dass ich dabei sein darf.
Auf was freuen Sie sich noch bei den Olympischen Spielen?
Ich freue mich auf die Eröffnungsfeier. Im Olympischen Dorf sind wir erstmal nicht untergebracht, weil wir ja unsere Vorrundenpartien in Lille austragen.
Ihr seid bei der Eröffnungsfeier also definitiv dabei?
Wir haben jetzt noch nicht konkret darüber gesprochen (Anm. d. Red.: das Interview wurde eine Woche vor der Eröffnungsfeier geführt). Aber ich glaube, wir dürfen hin, aber müssen nicht. Das war die Ansage. Ich bin mir sicher, dass viele Spielerinnen schon Lust darauf haben. Wir sind einfach sehr gespannt, wie die Feier sein wird. So viele verschiedene Sportler zu treffen, das hat man bei einer EM oder einem anderen Turnier so nicht.
Und sportlich gesehen? Was ist in der Vorrundengruppe mit den favorisierten USA und Belgien möglich?
Die USA sind natürlich der Favorit des ganzen Turniers. Aber ich denke schon, dass wir sowohl gegen Japan als auch gegen Belgien Chancen haben. Keiner von uns fährt nach Lille unter dem Motto: Dabei sein ist alles und wir fliegen in der Vorrunde raus. Wir wollen unsere Chancen nutzen. Wir wissen, dass wir ein gutes Team haben und sind auch sehr froh, dass Satou (Sabally), Nyara (Sabally) und Leo (Fiebich) wieder zum Team gestoßen sind. Dann sehen wir, was wird. Wir alle wollen auf jeden Fall die Vorrunde packen und in das Olympische Dorf nach Paris.
Eure langjährige Kapitänin Svenja Brunckhorst hat sich entschieden, bei den Olympischen Spielen das 3x3 zu spielen. Mit Alexis Peterson stieß eine neue Aufbauspielerin zum Team. Wie ergänzt ihr euch auf den Guard-Positionen?
Ich mag Alexis super gerne. Sie ist eine tolle Person und ich finde es cool, wie sie spielt. Alexis passt perfekt ins Team. Wir beide harmonieren gut. Ich habe in den Vorbereitungsspielen meist auf der zwei gespielt und stand dadurch viel zusammen mit ihr auf dem Feld.
Werden Sie bei den Olympischen Spielen also eher als Shooting Guard auflaufen?
Bisher habe ich immer beides gemacht, also Point Guard und Shooting Guard. Wenn Leo und Satou zusammen auf dem Feld stehen, dann können sie auch immer den Ball nach vorne bringen. Bei der Olympia-Qualifikation in Brasilien habe ich eher Point Guard gespielt. Das ist immer vom Gegner abhängig.
Sie haben fast so viele Länderspiele im 3x3 absolviert wie im 5x5. Gab es je die Idee, ganz die Disziplin zu wechseln?
Im vorletzten Sommer, dem Sommer vor der EM, habe ich sehr viel 3x3 gespielt. Das hat mir extrem Spaß gemacht. Das Problem war aber immer, dass es terminliche Überschneidungen mit unserer Liga-Saison gab und ich zum Start der 3x3-Saison in den DBBL-Playoffs oder im Finale stand und 5x5 Priorität hatte. Im letzten Jahr, wo es unser 3x3-Team zu den Olympischen Spiele geschafft hat, war ich nicht mehr dabei.
Sie haben die sensationelle Qualifikation aber sicher verfolgt?
Auf jeden Fall. Gerade Svenja und Sunny (Anm. d. Red.: Sonja Greinacher) kenne ich schon ewig. Samir (Suliman), den Coach, kenne ich auch und habe mitgefiebert, als sie die Quali gespielt haben. Natürlich habe ich auch die Doku gesehen.
Und Olympische Spiele irgendwann in Deutschland, vielleicht sogar in Ihrer Heimatstadt Berlin?
Das fände ich sehr cool. Dann wahrscheinlich als Zuschauer. Aber mir würde das sehr gefallen. Berlin ist eine gute Stadt dafür.