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ZDF bittet um Verzeihung: Scharfe Kritik vom Basketball Bund

Der letzte Wurf des Spiels fehlte im Free TV.
Der letzte Wurf des Spiels fehlte im Free TV.Profimedia
Die TV-Zuschauer sehen nicht den Finaleinzug der 3x3-Basketballerinnen, sondern Werbung und dann Nachrichten. Dafür entschuldigt sich das ZDF.

Globale Turbulenzen an den Börsen, Kriegsgefahr in Nahost - und parallel das größte Sportereignis der Welt: Für die öffentlich-rechtlichen TV-Sender ist die Übertragung der Olympischen Spiele in weltpolitisch unruhigen Zeiten eine besondere Herausforderung. Immer wieder stehen ARD und ZDF angesichts der rasanten Nachrichtenentwicklung vor dem Zwiespalt aus sportlicher Spannung und Informationsauftrag - und sorgen mit ihren Sendeentscheidungen auch für Diskussionen.

Match-Center: Deutschland vs. Kanada

Die jüngste Kritik bekam das ZDF ab, nachdem es am Montagabend 24,8 Sekunden vor dem Ende des Halbfinals der 3x3-Basketballerinnen plötzlich in eine Werbeunterbrechung und anschließend in die Heute-Nachrichten ging. Die Reaktionen in den Sozialen Medien und beim Deutschen Basketball Bund (DBB) ließen nicht lange auf sich warten.

"Sportfeindlich" laut DBB-Präsident

"Aufgrund der brisanten weltpolitischen Lage sollte die 19-Uhr-heute-Sendung möglichst zur gewohnten Zeit gesendet werden", teilte ZDF-Sportchef Yorck Polus am Tag danach auf SID-Anfrage mit: "Die Übertragung kurz vor dem Ende des Halbfinal-Spiels der deutschen 3x3-Basketballerinnen gegen Kanada abzubrechen, war aber ein Fehler."

Einer, der DBB-Präsident Ingo Weiss dazu brachte, das ZDF als "sportfeindlich" zu bezeichnen. Er sei "entsetzt" und könne die Entscheidung, die Übertragung eines Spiels, "bei dem ganz Deutschland zuguckt", zu unterbrechen "nicht begreifen". Es ist nur einer von mehreren Fällen, in denen unterschiedliche Interessen kollidieren.

Polus gab zu, dass das ZDF etwas umsichtiger hätte entscheiden können. "Wir bedauern, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer im Hauptprogramm den letzten Korb zum Sieg und Einzug der deutschen Basketballerinnen ins Finale verpasst haben", sagte er: "Das Endspiel um Gold am späteren Abend haben wir in voller Länge live im TV gezeigt." Dieses gewannen die Deutschen gegen Spanien.

Kritik hatte sich das ZDF auch dafür eingehandelt, die Übertragung des Viertelfinalspiels der deutschen Fußballerinnen gegen Kanada samt Elfmeterschießen zu zeigen, das währenddessen stattfindende 100-m-Finale der Sprinterinnen aber nicht. Es wurde stattdessen "nachgereicht". Wohlgemerkt galt dies aber "nur" fürs lineare Fernsehen, Livestreams via App oder Mediathek bieten den Zuschauerinnen und Zuschauern ein deutlich größeres Angebot.

Schnelle Entscheidungen seien "logisch"

Dort registrieren die Sender steigendes Interesse der Fans, doch von den Einschaltzahlen des linearen TV sind die Streamingangebote noch ein gutes Stück entfernt. Der erfolgreichste Eventlivestream ist der des zweiten Wettkampftages, das ZDF notierte 2,05 Millionen Views, während laut Polus "regelmäßig über fünf Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer in der Primetime" im linearen TV einschalten.

"ARD und ZDF senden an den 16 Olympia-Tagen rund 240 Stunden live in ihren linearen Programmen und rund 1500 Stunden in Livestreams in ihren Mediatheken", sagte Polus: "Aufgrund der Vielzahl paralleler Ereignisse und Entscheidungen bei Olympia ist es für die Übertragung im ZDF-Hauptprogramm immer eine Herausforderung, zu welchem Wettkampf aktuell geschaltet wird."

Daher gilt es, schnelle Entscheidungen zu treffen und abzuwägen, welches Ereignis am meisten interessiert. Dass damit nicht der Geschmack aller Fans getroffen wird, ist nur logisch - "Fehler", als welchen Polus die Entscheidung bezeichnete, das Halbfinale der 3x3-Basketballerinnen für die Nachrichtensendung zu unterbrechen, wird es immer wieder geben.

Dennoch ist man beim ZDF insgesamt zufrieden mit der bisherigen Übertragung aus Paris. "Diese Olympischen Spiele sind bei den Zuschauerinnen und Zuschauer topgesetzt", sagte Polus und verwies auf die guten Quoten. Der Marktanteil über die lange Sendestrecke von morgens bis Mitternacht läge "im Schnitt bei knapp 30 Prozent".