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NBA Round-up: Wagner-Brüder schlagen Angstgegner – Schröder kritisiert "respektloses" Verhalten

Anton Latuska
Torontos Dennis Schröder (r.) hatte mit gut aufgelegten Boston Celtics zu kämpfen.
Torontos Dennis Schröder (r.) hatte mit gut aufgelegten Boston Celtics zu kämpfen.AFP
Am Samstagabend hat der deutsche Basketball-Weltmeister Dennis Schröder mit seinen Toronto Raptors eine Niederlage gegen eines der besten Teams der NBA einstecken müssen. Auch Top-Stars wie Donovan Mitchell und Stephen Curry waren im Einsatz, während die Berliner Franz und Moritz Wagner einen großen Sieg errangen. Und das auch noch gegen einen ganz besonderen Gegner.

Auch in der NBA existiert das Konzept des Angstgegners. Sicher, bei 82 Spielen alleine in der Regular Season trifft man deutlich häufiger aufeinander als in den uns bekannten heimischen Ligen, doch trotzdem entwickeln sich über die Jahre Verbindungen zwischen Teams, die die Reise in eine bestimmte Halle einfach eine Idee unangenehmer machen als in andere.

Ein solches Gefühl hat sich in den letzten Jahren bei den Orlando Magic entwickelt, wenn sie gegen die Milwaukee Bucks spielen. Neben der Tatsache, dass die Bucks seit einigen Jahren und spätestens mit dem Aufstieg von Giannis Antetokounmpo stets zu den Titelfavoriten gehören, konnten die Magic auch selbst selten Mittel gegen die ausgewogene Spielweise der Männer aus Wisconsin finden.

Doch damit soll es nun vorbei sein. Am Samstagabend feierte das Team aus der Disneystadt einen 112:97-Erfolg über Milwaukee und holte damit den ersten Sieg nach zuletzt 14 Niederlagen im direkten Vergleich. Für den Gegner vom Lake Michigan war es gar die erste Niederlage in Orlando seit dem 14. März 2018.

Einen gehörigen Anteil am Sieg der Magic hatten das deutsche Brudergespann Franz Wagner und Moritz Wagner. Beide kamen zusammen auf 43 Punkte, zehn Rebounds und vier Assists. Der beste Schütze bei den Gastgebern war Paolo Banchero mit 26 Zählern und zwölf Rebounds, Jonathan Isaac steuerte zehn Punkte bei.

Milwaukees griechischer Superstar Antetokounmpo war zwar mit 35 Punkten, zehn Rebounds und sieben Assists bester Scorer des Abends, litt aber unter der verletzungsbedingten Abwesenheit seines Kollegen Damian Lillard und war am Ende frustriert. "Im Moment habe ich das Gefühl, dass wir einfach stagnieren. Wir ziehen uns in der Verteidigung zurück und unterstützen uns nicht genug. Manchmal, wenn wir den Ball abgeben, sitzen wir da und beschweren uns. Wir müssen aus dieser Mentalität herauskommen und aufhören, uns selbst zu bemitleiden", so das deutliche Fazit des 28-Jährigen.

Während das siegverwöhnte Milwaukee die zweite Niederlage in Folge hinnehmen musste, haben die Magic durch den Erfolg bereits nach neun Spielen der neuen Saison so viele Siege geholt wie nach 25 Spielen der abgelaufenen Spielzeit. Für das Team der Wagners steht am Dienstagabend (Ortszeit) ein Auswärtsspiel bei den Brooklyn Nets an, die Milwaukee Bucks sind bereits einen Tag vorher bei den Chicago Bulls gefordert.

Zum Match-Center: Orlando Magic vs. Milwaukee Bucks

Schröder mit Wut im Bauch

Etwas mehr sportliche Aufregung hat am Samstagabend (Ortszeit) unterdessen der deutsche Weltmeister Dennis Schröder miterlebt. 3:27 Minuten vor dem Ende der Partie seiner Toronto Raptors bei den Boston Celtics schien das Spiel bereits entschieden: Die Celtics lagen mit 27 Punkten Vorsprung in Front und hatten den Sieg in der Tasche. Da ist es in der NBA eigentlich Ehrensache, das Spiel auslaufen zu lassen und keine unnötigen Zeitverzögerungen einzustreuen.

Doch Boston-Coach Joe Mazzulla war unzufrieden mit einer Schiedsrichterentscheidung und nahm eine Challenge, also ließ die Entscheidung per Video überprüfen. Der Braunschweiger Dennis Schröder sprach später in der Umkleidekabine von "respektlosem" Verhalten und versicherte, sein Team werde ich "auf jeden Fall" daran erinnern, wenn die beiden Teams am Freitag in Toronto erneut aufeinandertreffen.

Ein bisschen Frust war sicher auch dabei, denn der Aufbauspieler blieb mit 14 Punkten, vier Assists und einem Rebound in seinen gut 25 Minuten Spielzeit relativ blass. Das Plus-Minus-Rating von -2 verdeutlicht, dass Schröder an diesem Abend nicht den positiven Einfluss hatte, für den er nach einer ausgesprochen starken Saisonstart ligaweit so gelobt wurde.

Pascal Siakam führte die Toronto Raptors mit 17 Punkten an, der Österreicher Jakob Poeltl landete am Ende bei zwölf Zählern. Insgesamt deutlich zu wenig, da bei den Boston Celtics die Schlüsselspieler herausragten: Jaylen Brown erzielte 29 Punkte, Jayson Tatum war mit 27 fast auf demselben Level. "Beide sind Spitzenspieler in dieser Liga", sagte Schröder zum Auftritt der Co-Stars des Gegners. "Am Ende des Tages haben wir es ihnen leicht gemacht. Wir haben am Freitag die Gelegenheit, es ihnen schwerer zu machen."

Zuvor legen die Toronto Raptors am Montag mit einem Heimspiel gegen die Washington Wizards den Auftakt zu vier Spielen in Folge vor eigenem Publikum. Die Celtics empfangen am selben Abends die New York Knicks um den Deutschen Isaiah Hartenstein.

Zum Match-Center: Boston Celtics vs. Toronto Raptors

Verletzungsgeplagte Heat schlagen zurück

Dank einer starken Teamleistung haben die Miami Heat bereits ihren vierten Sieg in Folge eingefahren. Beim 117:109 in Atlanta mussten die Männer aus Florida zwar mit Tyler Herro und Jimmy Butler auf wichtige Stützen verzichten, doch das verbliebene Team hielt zusammen und zeigte, dass es aus verschiedenen Quellen punkten kann.

Center Bam Adebayo erzielte 26 Punkte und 17 Rebounds, Kyle Lowry mit 17 und Josh Richardson mit einer Saisonbestleistung von 16 Punkten waren ebenfalls in guter Form. Darüber hinaus steuerte der ebenfalls lange verletzte Duncan Robinson bei seinem ersten Saisoneinsatz elf Zähler bei. Herausragend war Rookie Jaime Jaquez Jr., der erst vor zwei Wochen in der NBA debütiert hatte. Am Samstagabend (Ortszeit) gelangen dem 22-Jährigen aus Irvine in Kalifornien 20 Punkte.

Dementsprechend zufrieden war auch Coach Erik Spoelstra mit der Leistung seiner Schützlinge: "Jeder hat sich nach vorne gelehnt und mit seiner Körpersprache gesagt: 'Ich bin es'", so der Trainer auf die Frage, wie die Mannschaft auf die Nachricht des Ausfalls von Herro und Butler reagiert hat.

Bei den Atlanta Hawks stand einmal mehr Top-Star Trae Young mit 27 Punkten am oberen Ende der Scorerliste, Dejounte Murray kam auf 23 Zähler. Mit insgesamt 109 Punkten blieben die Hawks allerdings unter ihrem Schnitt von knapp 122 Zählern pro Spiel, was den drittbesten Wert in der NBA darstellt.

Beim Auswärtsspiel bei den Detroit Pistons am Dienstagabend können die Hawks dann wieder ihr wahres Gesicht zeigen. Die Heat müssen bereits am Sonntag wieder antreten, es steht das Gastspiel bei Top-Rookie Victor Wembanyama und den San Antonio Spurs an.

Zum Match-Center: Atlanta Hawks vs. Miami Heat

Mitchell bleibt standhaft

Zum Abschluss des Tages gelang den Cleveland Cavaliers dann noch ein kleiner Statement-Sieg gegen die Golden State Warriors. Und das nicht nur, weil die Warriors mit Superstar Stephen Curry immer zu den Favoriten auf die Playoffs zählen, sondern auch weil die Cavaliers in der Partie am Samstagabend (Ortszeit) Widerstandsfähigkeit bewiesen.

Personifiziert wurde diese Eigenschaft von Spielgestalter Donovan Mitchell, der nach einem eigenen Angriff von Golden States Draymond Green unsanft mit der Schulter ins Aus gecheckt wurde. Mitchell revanchierte sich im Gegenangriff der Warriors und stellte den für seine nickelige Spielweise bekannten Green zur Rede. 

Dass die Schiedsrichter die Szene letztlich nachträglich als Defensivfoul von Green an Mitchell bewerteten, ist erstens sehr unüblich für die NBA, in der selten Entscheidungen für vorangegangene Szenen "nachgereicht" werden. Zweitens steht es aber auch symbolisch für die Cavaliers an diesem Abend, die sich auch in schwierigen Situationen durchsetzten und letztlich mit 118:110 in San Francisco gewannen.

Mitchell legte 21 Punkte, sieben Rebounds und fünf Assists auf. Caris LeVert kam auf 22 Punkte und Darius Garland sowie Evan Mobley steuerten je 19 Punkte bei, was zu einer der ausgeglichensten und besten Leistungen der noch jungen Saison führte. Für Cleveland endete mit dem Erfolg zudem eine lange schwarze Serie: Zum ersten Mal seit dem 14. März 2014 konnten sie die Warriors vor eigener Kulisse wieder besiegen.

Stephen Curry führte Golden State auch an diesem Abend mit 30 Punkten an, Klay Thompson (14) und Andrew Wiggins (13) blieben aber recht blass. Mit einer trotzdem ordentlichen Bilanz von sechs Siegen und vier Niederlagen nach zehn Spielen im Rücken treffen die Warriors bereits am Sonntag auf die Minnesota Timberwolves, die Cavaliers gastieren einen Abend später bei den Sacramento Kings.

Zum Match-Center: Golden State Warriors vs. Cleveland Cavaliers