Teamorder-Trubel: Oscar Piastri gewinnt am Hungaroring - Verstappen schimpft
Oscar Piastri grinste nach seinem ersten Formel-1-Triumph über das ganze Gesicht. "Das ist sehr, sehr besonders - ich habe davon schon als Kind geträumt", sagte der junge Australier. Schon am Start hatte er seinen Teamkollegen und Polesetter Lando Norris düpiert, sich die Führung gesichert und war zu seinem Debüt-Sieg unterwegs. Doch dann musste Piastri plötzlich doch zittern, für Weltmeister Max Verstappen endete das Rennen in Ungarn sogar im Debakel.
Erst zwei Runden vor Schluss wich Norris im turbulenten Team-Order-Zwist wieder zur Seite. "Ich habe mir schon ein bisschen Sorgen gemacht", sagte Piastri. McLaren hatte mit recht kontroversen Funksprüchen dafür gesorgt, dass der 23-Jährige die Zielflagge vor Norris als erster sehen konnte.
"Ich habe mich am Start in die Position gebracht, um zu gewinnen", sagte Piastri. Der Traditionsrennstall aus Woking könnte mit der Aktion bei seinem ersten Doppelsieg seit Monza 2021 für Spannungen in seiner jungen, hochtalentierten Fahrerpaarung gesorgt haben.
Norris sah man die Enttäuschung über Platz zwei deutlich an. Gequält lächelte er in die Kamera und sagte: "Das Team wollte es so, also habe ich es gemacht". Dennoch gratulierte er Piastri fair. "Oscar hat mich am Start direkt erwischt und ist ein starkes Rennen gefahren. Er hat den Sieg heute verdient", sagte der 24-Jährige. So richtig freuen konnte er sich aber trotzdem nicht.
Geschenkter Tag für Verstappen
Auch Verstappen erwischte einen gebrauchten Tag. Der Niederländer lag zunächst auf Podiums-Kurs - doch dann krachte er in Kurve eins plötzlich mit Hamilton ineinander. So fiel Verstappen sogar noch hinter Charles Leclerc im Ferrari zurück, sein Vorsprung in der WM-Wertung beträgt aber immer noch komfortable 76 Punkte.
Verstappen konnte zu keiner Zeit beim Auftakt in die zweite Saisonhälfte - insgesamt werden 24 Grand Prix gefahren - um den Sieg mitfahren und kämpfte vor allem hinter dem McLaren-Duo um die Plätze. Immer wieder meckerte der 26-Jährige über sein Auto und die Strategie. Am Ende sagte sein Renningenieur nur: "Max, das ist kindisch".
Für Verstappen gehen damit ungewohnte Zeiten weiter. Auch neue Teile an seinem Red Bull konnten ihm nicht helfen. Dass er einen Grand Prix dreimal hintereinander nicht für sich entscheiden konnte, gab es zuletzt zweimal vor drei Jahren. Gerade McLaren hat sich im bisherigen Verlauf der Saison stark entwickelt.
Nico Hülkenberg verpasste die Punkte auf Rang 13 deutlich. In den letzten beiden Rennen hatte der Emmericher noch mit zwei sechsten Plätzen im eher schwächeren Haas geglänzt.
"Wir sind bereit für alles", hatte Norris vor dem Rennen bei Sky gesagt. Für den Start war er das dann allerdings nicht wirklich. Piastri drückte sich schon in der ersten Kurve vorbei und auch Verstappen schlüpfte durch - allerdings nicht regelkonform. Der Red-Bull-Star war durch die Auslaufzone gefahren und musste, um einer Strafe zu entgehen, die Position nach vier Runden wieder abgeben. So landete er vor Hamilton. Piastri, der in seiner Formel-1-Karriere bisher erst sieben Runden an der Spitze des Feldes fuhr, kontrollierte das Rennen fortan souverän.
Podium für Hamilton
Aus der Spitzengruppe kam Hamilton nach 16 Runden als Vierter zuerst an die Box. McLaren reagierte und holte zuerst Norris und dann Piastri zum Reifenwechsel. Red Bull zog erst ein paar Runden später nach, Verstappen hatte sich über sein Auto beschwert. "Vorne und hinten ist es wirklich schlecht", funkte er und verlor schließlich seine Position an Hamilton.
Auf den harten Reifen konnte sich Verstappen dann aber wieder heransaugen und machte Jagd auf den Briten. Hamilton hielt eisern dagegen, ohnehin ist überholen auf der engen Strecke schwierig. Von hinten näherte sich aber langsam Leclerc. Auch die McLaren rückten wieder enger zusammen.
Norris wurde anschließend von seinem Team früher an die Box geholt und übernahm dadurch die Führung. Umgehend bekam er von seinem Team die Ansage, die alte Ordnung wieder herzustellen. Piastri musste aber erstmal hinterherfahren. Verstappen schimpfte unterdessen weiter, dann kam es noch zum Unfall mit Hamilton. Und am Ende jubelten die anderen.