Heimsieg macht Hoffnung: Charles Leclerc zeigt Stärke in Monaco
Der Abend senkte sich über Monaco, Charles Leclerc gab seinem Teamchef unter lautem Gejohle einen Stoß - und Fred Vasseur fiel recht ungelenk ins türkisgrüne Wasser des Hafenbeckens. Sekunden später tauchte auch Leclerc ein, mit einem formschönen Kopfsprung, und damit hatte der erstmalige Sieger des Formel 1 GP Monaco auch dieses Versprechen eingelöst.
"Diese Nacht wird eine große Nacht", kündigte Leclerc noch an, Feiern war angesagt, kein Mitglied des Ferrari-Teams sollte schnell abreisen. Es war das laute Ende eines Tages, der bei Leclerc große Emotionen geweckt hatte - und in diesem Jahr noch als Initialzündung dienen könnte.
Denn der 26-Jährige galt durchaus als zwar hochbegabter Pilot, der in entscheidenden Momenten aber Nerven zeigt. Eine bemerkenswerte Statistik trug stets zu diesem Eindruck bei: Am Sonntag in Monaco stand Leclerc bereits zum 24. Mal auf der Pole-Position, erst zum sechsten Mal gewann er am Ende auch ein Rennen.
Belohnung für drei Tage voller Konzentration
Das Wochenende rund um den seit der Kindheit ersehnten ersten Heimsieg bot nun eigentlich viel Gelegenheit für Nervenflattern: Der Ferrari war ganz offensichtlich ein Siegerauto, der Pilot war ebenfalls in Form, das zeigten die Trainings.
Die Hoffnungen an der Strecke wuchsen in den Himmel, alles schaute auf Leclerc - der bei jeder Qualifying-Ausfahrt und in jeder einzelnen Rennrunde "alles zu verlieren" hatte, wie er sagte. Auf einem Kurs, der selbst die kleinsten Fahrfehler oft nicht verzeiht.
Doch Leclerc steuerte drei Tage lang wie auf Schienen durch Monaco, und an dieser Erfahrung könnte das nötige Selbstvertrauen für den Rest des Jahres wachsen. Denn Weltmeister Max Verstappen, nur Sechster am Sonntag, wirkt in seinem Red Bull ja neuerdings angreifbar - und liegt nach einem Drittel der Saison nur noch 31 Punkte vor dem Monegassen.
Sieg für den verstorbenen Vater
Für Leclerc war all dies in Monaco noch Zukunft. Es galt zunächst, dieses Rennen zu verarbeiten. Sein 2017 verstorbener Vater und er selbst hätten stets diesen "gemeinsamen Traum" gehabt, sagte Leclerc, auch deshalb war es ein so großer Sieg.
"In all meinen Rennen habe ich im Auto nie über solche persönlichen Dinge nachgedacht", sagte er, nun aber habe es in den letzten Runden "Flashbacks" gegeben, "an die gemeinsamen Momente, die Opfer, die er für mich gebracht hat". Er habe "kaum den Ausgang des Tunnels sehen" können, wegen der Tränen in den Augen. "Scheiße Charles", habe er da gedacht, "das geht jetzt nicht."
Es ging dann doch irgendwie. Und Leclerc ist um ein paar wichtige Erinnerungen reicher.