24 Stunden Stress: Schumachers Debüt beim Mythos der 24 Stunden von Le Mans
Wie meistert man Le Mans? Mick Schumacher war noch nie dabei, aber er hätte da so eine Idee: Losfahren - und 24 Stunden später auch wieder ankommen. "Die größte Herausforderung wird sein, die Zielflagge zu sehen", sagt der Debütant vor seinem großen Tag bei diesem großen Rennen, "hier darf man sich keinen Fehler erlauben, muss aber trotzdem schnell fahren."
Sehr schnell sogar. Bis zu 340 km/h erreichen die sogenannten Hypercars, in Le Mans fahren sie in die Dämmerung, durch tiefschwarze Nacht, ins Morgengrauen und immer weiter. Das Rennen auf dem Circuit de la Sarthe ist eines der größten Motorsport-Ereignisse der Welt, 101 Jahre alt, mehr als 300.000 Zuschauer werden auch an diesem Wochenende erwartet - Schumacher selbst hatte bislang allerdings nicht viel zu tun mit dem Mythos Le Mans.
Das Rennen habe ihm "nicht viel bedeutet", sagte er zuletzt sehr offen. Schumacher ist eben aufgewachsen mit der Formel 1, der Königsklasse also, die sein Vater jahrelang dominierte. Dort durfte auch er schon zwei Jahre mitmachen, und dorthin will er schnellstmöglich wieder zurück - Le Mans könnte nun helfen.
Le Mans als Schaufenster
Seit März sammelt Schumacher in der Langstrecken-WM für das Alpine-Team neue Erfahrungen, vor allem mit einem Ziel: Der 25-Jährige will im Gespräch bleiben, sich als Rennfahrer präsentieren. Und das geht mit einem Cockpit in der WEC besser als in seinem Job als Formel-1-Ersatzmann bei Mercedes.
In Katar, Imola und Spa hat Schumacher in diesem Jahr bereits drei Rennen auf der Langstrecke absolviert, die öffentliche Aufmerksamkeit dabei war allerdings nie vergleichbar mit der Formel 1. In Le Mans ist das anders, die Sportwelt schaut zu. Und überhaupt ist Le Mans anders: Nur hier geht es 24 Stunden rund um die Strecke, die übrigen Rennen dauern "nur" sechs bis acht Stunden.
Bislang schlägt Schumacher sich beachtlich, dabei ist ja vieles noch immer gewöhnungsbedürftig. Der Wechsel mit den beiden Teamkollegen Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxiviere etwa, der stetige, stressige Verkehr auf der Strecke, auf der in Le Mans insgesamt 62 Fahrzeuge unterwegs sein werden. Und "das Dach über dem Kopf ist immer noch ein bisschen komisch". Dennoch war Schumacher in den bisherigen Rennen wiederholt schnellster Pilot bei Alpine, und das könnte einiges wert sein: Die Franzosen suchen für das kommende Jahr noch einen Piloten für ihr Formel-1-Team.
Erstmal steht nun Le Mans an, am Samstag (16.00 Uhr) geht es los. Alpine ist Neuling in der höchsten Kategorie und dürfte auch an diesem Wochenende nicht um die vorderen Plätze fahren. Eine Herausforderung ist dieses Rennen aber auch im Mittelfeld. "Hier reden alle ständig über Le Mans", sagt Schumacher über seine ersten Monate auf der Langstrecke, "und ich will das jetzt einfach selbst erleben."