Verstappen unaufhaltsam: PS-Kannibale auf dem Weg zum nächsten WM-Titel
Max Verstappen holte sich ganz entspannt sein Siegerküsschen bei Freundin Kelly Piquet ab, der Formel-1-Dominator lächelte und scherzte. Denn: Seine lässige Spazierfahrt zum für die Konkurrenz furchteinflößenden Start-Ziel-Sieg beim Großen Preis von Japan hatte Verstappen nicht sonderlich angestrengt.
"Es war sehr schön, alles prima", sagte Verstappen, der zum dritten Mal hintereinander auf seiner Lieblingsstrecke in Suzuka triumphiert und seinem Teamkollegen Sergio Perez sowie Ferrari-Fahrer Carlos Sainz auf den Plätzen zwei und drei keine Chance ließ: "Das Auto wurde im Laufe des Rennens immer besser für mich. Die Boxenstopps liefen gut, die Strategie hat gepasst, besser hätte es nicht laufen können."
"Froh wieder an der Spitze zu stehen"
In der Tat: Nach seinem Ausfall zuletzt in Australien hat Weltmeister Verstappen eindrucksvoll zurückgeschlagen und vor den Augen der japanischen Prinzessin Akiko von Mikasa seinen Vorsprung in der WM-Wertung auf nun 13 Punkte ausgebaut. Und so konnte sich der Red-Bull-Star schon auf das nächste Rennen in zwei Wochen in China freuen. Es werde "sehr interessant", sagte Verstappen mit einem Grinsen im Gesicht auf dem Weg zu seinem vierten WM-Titel. Nun ja.
Auf ein interessantes Rennen in Japan hatten seine Rivalen gehofft, doch der Bremsdefekt in Melbourne war keine Schwäche, sondern wohl nur ein ärgerlicher Zufall. Und statt des berüchtigten Regens in Suzuka, der vielleicht etwas Spannung versprochen hätte, schien die Sonne über der Kultstrecke. Und so konnte Verstappen ganz gemütlich zu seinem dritten Sieg im vierten Saisonrennen cruisen - zwischendurch hätte er sich vermutlich sogar die japanische Kirschblüten-Pracht an der Strecke anschauen können.
Australien sei ein Ausrutscher gewesen, "ich bin froh, wieder hier zu sein und wieder an der Spitze zu stehen", sagte Verstappen: "Es ist fantastisch, hier zu gewinnen. Immer wenn ich schneller sein musste, konnte ich zulegen. Wenn ich meine Reifen schonen musste, ging das." Die Botschaft an Ferrari, McLaren oder Mercedes: Ich hätte sogar noch schneller gekonnt.
Kampfansage an die Konkurrenz
20 Sekunden lag Red Bull am Ende vor dem Rest der Welt, Verstappen ließ sich auch nicht von einem Restart aus der Ruhe bringen - ein Unfall nach dem ersten Start zwischen Daniel Ricciardo und Alexander Albon hatte für eine halbstündige Unterbrechung gesorgt. Doch Verstappen blieb cool bis ans Herz, ließ nach der Zieldurchfahrt auf seinem Auto die Muskeln spielen und feierte mit seiner Goldmedaille um den Hals eine ausführliche Champagner-Party.
Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko nannte Verstappens Auftritt bei Sky eine "Kampfansage" an die Konkurrenz, Teamchef Christian Horner lobte: "Hervorragend." Nachlassen wird Verstappen, der wie einst Radsport-Kannibale Eddy Merckx unersättlich zu sein scheint, sicher nicht. "So wollen wir bei jedem Rennen auftreten", sagte der 26-Jährige.
Während Nico Hülkenberg in seinem Haas nach einem schwachen Start am Ende auf Platz elf landete und Mercedes mit Lewis Hamilton (9.) und George Russell (7.) erneut keinen guten Tag erlebte, fahren Verstappen und Red Bull weiter in einer eigenen Liga. "Das Imperium schlägt zurück", titelte das Fachmagazin auto, motor und sport: "Spannend war nur der Kampf um den letzten Podiumsplatz."
Verstappen war es egal - er genoss sein Siegerküsschen.