Nach Crash in Spielberg: Norris und Verstappen haben Funkstille beendet
Lando Norris schäumte, er suchte die Schuld für den großen Knall bei Max Verstappen - doch die Wut auf den Formel-1-Weltmeister verzog sich schnell. "Wir haben uns Nachrichten geschrieben", sagte der Brite vor seinem Heimrennen in Silverstone. Ein persönliches Gespräch werde bald folgen, der Inhalt aber unter vier Augen bleiben. Alles bereinigt also? Wieder Freunde?
Er "denke schon", erklärte Norris im Interview mit der BBC, dass er und Red-Bull-Star Verstappen die folgenschwere Kollision im Kampf um den Sieg beim Großen Preis von Österreich hinter sich lassen können. Er werde jedenfalls "nicht zulassen, dass so ein Zwischenfall plötzlich alles in die Luft jagt", betonte der McLaren-Pilot.
Für Verstappen konnte er freilich nicht sprechen, und tatsächlich gehören ja immer zwei dazu. Erst recht, wenn sich eine Dauerrivalität um Formel-1-Siege und auch um die Weltmeisterschaft ankündigt.
Beschwichtigende Worte haben nur so lange Wert, wie sich die Protagonisten nicht in die Quere kommen - die Wahrscheinlichkeit für einen Belastungstest dieser Aussagen bereits beim Formel 1 GP Silverstone am Sonntag (16 Uhr MESZ/Sky) ist hoch.
Wenn Freundschaft zu Rivalität wird
Norris, im Vorjahr beim Heimrennen Zweiter hinter Verstappen, will diesmal auf dem Podium ganz nach oben klettern. "Wenn ich irgendwo und nur einmal gewinnen könnte, dann in Silverstone", sagte der 24-Jährige.
Ein Sieg - nur einer muss man sagen angesichts seines großen Talents - ist dem Engländer in der Formel 1 bislang gelungen. Verstappen, nur zwei Jahre älter, hat schon 61 Grand-Prix-Erfolge auf dem Konto. Doch da ist dieses Knistern zwischen den beiden Wahl-Monegassen mit ähnlichem Humor sowie einer gemeinsamen Leidenschaft für Padel-Tennis und Sim-Racing.
"Wenn man sich Teamkollegen oder Rivalen der Vergangenheit ansieht, dann ging das selten gut", sagte Norris wenige Tage vor der Kollision von Spielberg, die für ihn das Aus bedeutete und Verstappen auf Rang fünf zurückfallen ließ.
Die Experten sind sich einig. Wer Verstappen besiegen will, der muss mit härtesten Bandagen kämpfen, denn genau das tut der Niederländer selbst. "Um Max zu schlagen, musst du extrem sein", sagte etwa Davide Valsecchi, GP2-Champion von 2012 und heutiger TV-Experte, im Podcast F1Nation. Der einfache Grund: Verstappen könne "nicht akzeptieren, wenn jemand ihn schlägt".
Norris, der 81 WM-Punkte zurückliegt, aber seit Mai mit Verstappen auf Augenhöhe fährt, ist allerdings immer noch der nette Lando, den die Formel-1-Fans so lieben. "Ich hasse es, Fahrer zu ranken", sagte der Sonnyboy zuletzt im offiziellen Formel-1-Podcast "Beyond the Grid". Seine eigene Stärke spiele er bei solchen Spielereien "lieber runter". Das würde Max Verstappen nicht passieren.