Mercedes in der Krise: Auf der Suche nach Tempo und einem neuen Fahrer
Die rund 10.000 Flugkilometer? Wollte sich Toto Wolff diesmal eigentlich sparen, der Mercedes-Teamchef hätte ja auch in der Heimat genug zu tun gehabt - schließlich sucht Wolff für die nächste Saison noch einen Fahrer. Doch er plante spontan um. In der Krise sei es eben wichtig, dass der Boss präsent ist.
"Es tut mir auch gut, nah am Geschehen zu sein. Wir experimentieren mit einigen Dingen, und ein Teil des Teams zu sein, gibt mir wirklich Energie", sagte Wolff vor dem Großen Preis von Japan (Sonntag, 7 Uhr MESZ/Sky): "Ich hoffe, dass das auch umgekehrt der Fall ist."
Energie können sie bei den Silberpfeilen wahrlich gebrauchen. Während das große Thema in der Öffentlichkeit die Suche nach dem Nachfolger für Lewis Hamilton (ab 2025 Ferrari) ist und große Namen wie Sebastian Vettel gehandelt werden, mischen die Seriensieger von einst nun schon im dritten Jahr in Folge nicht mehr vorne mit.
Verwirrspiel um Vettel
Zuletzt in Australien sprang nach einem Defekt (Hamilton) und einem Unfall (George Russell) gar nur ein "Salto Nullo" heraus, in der Teamwertung liegen sie nur auf Platz vier. "Wenn das Auto nicht schnell ist, ist keiner von uns glücklich", sagte Wolff.
Während Weltmeister Max Verstappen im Red Bull weiter das Maß aller Dinge ist und Ferrari offenbar etwas näher heranrückt, stehen Hamilton und Co. vor einem Rätsel. Denn: Der W15 genannte Bolide funktioniert in der Windtunnel-Theorie sehr viel besser als auf der Rennstrecke.
"Es gibt also irgendwo einen Fehler im System, weil wir viel mehr Abtrieb messen, als wir in der Rundenzeit sehen", sagte Wolff. Das Problem ist nicht neu, also werden sie jetzt "neue Wege ausprobieren, um herauszufinden, wie wir die Leistung, die wir in der virtuellen Welt sehen, wirklich auf die Straße übertragen können, was uns bisher nicht gelungen ist".
Und während Wolff nach Tempo für das Auto sucht, fahndet er parallel nach einem neuen Fahrer. "Vettel spielt keine Rolle in den Zukunftsplanungen von Mercedes" meldete die Bild-Zeitung, doch Wolff sagte am Freitag: Der Ex-Weltmeister sei "jemand, den man nie ausschließen kann". Beim Vertragspoker wollte sich der Österreicher nicht weiter in die Karten schauen lassen.
Der Fahrermarkt sei "dynamisch" und es sei noch "viel zu früh" für eine Entscheidung. Aber die Anzahl der möglichen Kandidaten habe er bereits eingegrenzt, die Anzahl blieb aber Wolffs Geheimnis.
Vielleicht liefert das Rennen in Japan aber erste Anzeichen, dass auf der Strecke etwas passiert. Während das zweite freie Training ins Wasser fiel, habe sich das Auto in der ersten Session "so gut angefühlt wie noch nie" in diesem Jahr, sagte Hamilton: "Wir haben an diesem Wochenende eine bessere Ausgangsbasis, auf der wir hoffentlich aufbauen können."