Ab in den Schnellkochtopf: Antonelli beerbt Hamilton bei Mercedes
"Unsere Fahrerpaarung für die Saison 2025 vereint Erfahrung, Talent, Jugend und puren Speed", schwärmte Teamchef Toto Wolff mit Blick auf den 26-jährigen George Russell und den acht Jahre jüngeren Wunderknaben Antonelli. Wolff, der ein glühender Antonelli-Fan ist, seit sich der Italiener vor sechs Jahren dem Mercedes-Juniorprogramm anschloss, ernannte den zweimaligen Grand-Prix-Sieger Russell sogleich zum Mentor, von dem Antonelli "lernen kann, um sein Können zu verbessern".
Vom Potenzial des Italieners ist Wolff gleichwohl vollauf überzeugt - obwohl Antonelli am Freitag bei seinem ersten Formel-1-Trainingseinsatz in Monza den Silberpfeil in der Parabolica in den Reifenstapel stopfte. "Wir müssen ihn eher einbremsen, als ihn schneller zu machen. Seine ersten Runden waren erstaunlich", sagte Wolff anschließend. Spätestens als der Österreicher hinzufügte, dass dieser Crash keinerlei Einfluss auf seine Fahrerwahl habe, war klar: Antonelli darf Hamilton beerben.
Doch wie lange? Offiziell sind Russell/Antonelli nur für 2025 bestätigt. Bezüglich ihrer Zukunft darüber hinaus äußerte sich Wolff ausweichend: "Diese beiden sind die Zukunft. Sie haben Verträge, die sehr viel länger laufen. Es ist aber kompliziert mit Optionen." Mercedes sei "ein Schnellkochtopf", merkte Wolff an - ein Hinweis auf das schnelllebige Geschäft - "aber wir wollen auf diese beiden setzen." Bereits "fünf Minuten", nachdem ihn Hamilton zu Jahresbeginn über seine Entscheidung für Ferrari informiert habe, habe er "instinktiv" an Russell und Antonelli gedacht.
Zugleich, das ist kein Geheimnis, hätte Wolff liebend gern den dreimaligen Weltmeister Max Verstappen in seinen Rennwagen gesetzt. Der aber ist bei Red Bull bis 2028 gebunden und auch trotz Querelen beim Weltmeisterteam und eines zuletzt schwächelnden Rennwagens kurzfristig nicht zu bekommen.
Übergangssaison 2025
Nicht allein wegen der gewählten Lösung erwartet Mercedes 2025 eine Übergangssaison, Wolff wird gespannt sein Fahrerduo schauen, wenn Hamilton, der "Unersetzliche" (Antonelli), nicht mehr da ist. 2026 kommt ein neues technisches Reglement, besonders auf Motorenseite werden die Karten dann neu gemischt. Spätestens dann will Mercedes wieder ganz vorne sein.
Zunächst darf Antonelli sich beweisen in einem Team, das nach langer Dominanz und einer tiefen Talsohle in diesem Jahr bislang immerhin drei Rennsiege aufweisen kann. Und eine stolze Motorsportnation hat wieder einen Anwärter für vordere Plätze: Der letzte Italiener auf einem Formel-1-Podium war Giancarlo Fisichella im März 2006 - fünf Monate später wurde Antonelli geboren.
Dessen junge Karriere ist mit Erfolgen gepflastert. Im Kart schon war er ein Überflieger und fiel nicht nur Mercedes auf. 2022 wurde er hochsouverän Meister der Formel 4 in Italien und in Deutschland mit 22 Siegen in nur 35 Rennen. Die Formel 3 übersprang er, in seiner ersten Formel-2-Saison gewann Antonelli bislang zweimal. Eine Karriere im Schnelldurchlauf. Nächste Station: Schnellkochtopf.