Von der NASA zum NFL-Starter: der kuriose Weg von Joshua Dobbs
Nach der Verletzung von Kirk Cousins (35) waren die Minnesota Vikings gezwungen, nach einer Notlösung auf der Quarterback-Position zu suchen, da sie nur Jaren Hall (25) hatten, einen Fünftrunden-Pick der BYU aus dem diesjährigen Draft. Zum Ablauf der Trade-Deadline wurde schließlich Joshua Dobbs (28) von den Arizona Cardinals geholt.
Der aus Georgia stammende Spieler, der im Training nicht zum Einsatz kam, trug gegen die Atlanta Falcons das Trikot der Vikings und wurde in Woche 9 mit 158 Yards durch die Luft, 66 durch den Lauf und drei Touchdowns zum NFC Offensive Player of the Week gewählt.
Jetzt, nur wenige Tage später, ging es direkt weiter und er führte Minnesota zum Sieg gegen New Orleans. Was seit dem 1. November passiert ist, würde allein schon für einen Film reichen, aber Dobbs' Story ist die Geschichte eines Kämpfers, der sich gegen jeden Widerstand durchgesetzt hat.
Match-Center: Minnesota Vikings vs. New Orleans Saints
Im Schatten von "Big Ben"
Der Mann der Stunde wurde 2017 in der vierten Runde von den Pittsburgh Steelers gedraftet. Damals war es nahezu unmöglich, dort Einsätze zu bekommen, denn die Rolle von Ben Roethlisberger, einem der besten aller Zeiten, war in der von Mike Tomlin geführten Mannschaft unumstritten.
Infolgedessen verbrachte der heutige Vikings-Spieler seine ersten fünf Spielzeiten ohne nennenswerten Erfolg. Er bestritt nur fünf Spiele (keines als Starter), in denen er insgesamt 12 Pässe warf. Das war natürlich kein Vergleich mit dem, was jetzt mit ihm passiert.
Zwischen seinen beiden Einsätzen in Pittsburgh (2017-2018 und 2020-2021) ging er nach Florida zu den Jacksonville Jaguars. Es war ein lebensverändernder Schritt, aber nicht unbedingt wegen dem, was ihm auf dem Footballfeld passiert ist.
Luft- und Raumfahrttechniker
Er gab zwar nie sein Debüt im Trikot der Jaguars, aber er nutzte seine Zeit im Südosten der Vereinigten Staaten, um im Rahmen eines externen Praktikantenprogramms der NFL Players Association (NFLPA) bei der NASA zu arbeiten.
Sein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik an der University of Tennessee qualifizierte Joshua Dobbs für dieses Praktikum. Die Gelegenheit kam ihm sehr gelegen, denn auch in Jacksonville gab's für ihn keine Einsatzzeiten.
Das Glenn Research Center der NASA in Cleveland gratulierte ihm zu seinem ersten Sieg mit Minnesota: "Herzlichen Glückwunsch, Joshua Dobbs, zu deinem tollen Sieg gestern! Klingt, als wärst du auf und neben dem Spielfeld großartig. Wir haben gehört, dass du sogar einen neuen Spitznamen hast: "Passtronaut". Wenn dir der Anzug passt, dann zieh ihn an", hieß es auf ihrem X-Account (früher Twitter).
Beharrlichkeit und Wille
Nachdem er 2020 zu den Steelers zurückgekehrt war, folgten die schlimmsten Zeiten für den Quarterback. Es folgten vier aufeinanderfolgende Spielzeiten ohne einen Auftritt, mit Stationen bei den Cleveland Browns und Detroit Lions.
Doch der Space Quarterback gab trotz der Widrigkeiten nicht auf und in der 17. Woche des Jahres 2022 erhielt er die Chance, für die Tennessee Titans zu spielen. Sechs lange Spielzeiten vergingen, bis dieser Moment kam. Er hatte zwei Starts, und obwohl er beide verlor, brachte er sein Team in die Playoffs.
Jetzt, im Jahr 2023, hat er sich als QB1 in der NFL etabliert. Er begann die Saison bei den Arizona Cardinals, die ihn zwei Wochen vor Beginn der regulären Saison unter Vertrag genommen hatten, und absolvierte acht Starts in ebenso vielen Spielen. In der 3. Runde holte er den ersten Sieg seiner Karriere.
In seinen letzten Tagen in der Wüste von Arizona geschahen jedoch seltsame Dinge. Er wurde auf die Bank verbannt und die Geister der Vergangenheit schienen wieder über ihm zu schweben.
Ein Trade in letzter Minute
"Nach dem Spiel gegen Baltimore, das wir mit 31:24 verloren, kam Jonathan Gannon herein und teilte der Presse mit, dass ich in der nächsten Woche im Spiel gegen die Browns in Cleveland beginnen würde."
"Ich ging zum Montagstraining und der Trainer sagte mir, dass Clayton Tune in Cleveland spielen würde, also ging ich nach Hause und rief meinen Agenten an. Als ich mich am Montag mit Gannon traf, sagte er mir, dass ich weder getraded, noch gecuttet werden, sondern in Arizona bleiben würde", fuhr er fort.
"Ich wache am Dienstag auf und mein Agent ruft mich an, um mir mitzuteilen, dass ich getraded werde. Als ich am Dienstag mit der Nachricht aufwachte, dass ich nach Minnesota oder zurück nach Cleveland geschickt werden könnte, dachte ich: 'Das wird ein verrückter Tag'", fügte er schmunzelnd hinzu.
Letztendlich hat alles gut geklappt: Ich habe gefrühstückt, mich etwas ausgeruht und ein paar Stunden später wurde mir mitgeteilt, dass ich nach Minnesota gehe. In 36 Stunden gab es viele Emotionen", erklärt er abschließend.
Ein Neuanfang, der auf die beste Art und Weise begonnen hat und der für Joshua der endgültige Wendepunkt sein könnte, um in der NFL Großes zu leisten. Für den Passtronaut ist nicht "the sky the limit", denn er will in die Unendlichkeit und viel weiter.