American Football in Europa: Ist die European League of Football gescheitert?
So ist das vor wenigen Wochen in der European League of Football (ELF) passiert, die den Football professionalisieren und das riesige Potenzial des Sports auch abseits der USA anzapfen will. Die Barcelona Dragons spielten beim Stand von 0:54 gegen die Munich Ravens nicht weiter. Und Patrick Esume ging der Hut hoch.
"Das darf nicht passieren, dafür gibt es auch keine Entschuldigung", sagt der Commissioner, also Liga-Chef, dem SID. Beim Wiedersehen am vergangenen Sonntag haben die Dragons immerhin nicht das Feld verlassen - aber 0:90 verloren. Für einen Sport, der in der National Football League (NFL) den Traum verkauft, dass jedes Team Meister werden kann, ist das fatal.
"Das läuft massiv schief, wenn du so eine Diskrepanz hast innerhalb einer Liga", sagt Esume. "Das hat damit zu tun, dass wir versuchen, im American Football den Transfer vom Amateurwesen zum Profitum hinzubekommen."
Die Liga ist in ihrem vierten Jahr, sie ist einst angetreten, sportliche Qualität auf Augenhöhe zu erzeugen. Sie will in die großen Stadien ziehen und von einem Boom profitieren, den Esume wie folgt beschreibt: "Es gab in der Bundesrepublik nach Fußball noch nie so eine Cinderella-Geschichte wie den Football in der Sportlandschaft." Millionen Menschen haben ein Lieblingsteam: aber eben in der NFL. In der ELF flogen gerade die Hamburg Sea Devils aus dem Stadion von Hannover 96, weil nach dem Spiel der Rasen bunt und völlig ramponiert war.
Esume sieht Football auf dem Vormarsch
Patrick Esume glaubt dennoch: The trend is your friend. "Flag Football wird olympisch, die NFL kommt nach Deutschland", betont er. "Wir kommen auch in größere Stadien, das zeigt alles in die richtige Richtung. Aber es ruckelt." Das Handbuch "Wie professionalisiert man European Football nach 30 oder 40 Jahren Amateurliga", das habe er leider noch nirgendwo gefunden.
Also geht es weiter nach dem Prinzip Versuch und Anpassung. "Rhein Fire, Stuttgart, München, Hamburg, Berlin, das läuft alles sehr professionell", sagt Esume. "Dann hast du Madrid - hochgradig professionell. Vier Stunden weiter aber ein Team wie Barcelona, das weit hinterher hängt." Dabei gibt es mehrere der insgesamt 17 Franchises aus neun Ländern, die recht regelmäßig mehr als 10.000 Zuschauer anziehen.
Esume ist als TV-Experte und Podcaster ("Football Bromance") die begeisterte Stimme seines Sports in Deutschland. Entmutigen lässt er sich nicht: "Mal macht man einen Schritt zur Seite oder ein oder zwei nach hinten, das ist okay, solange der Weg grundsätzlich nach vorne geht."
Das Liga-Finale jedenfalls wird am 22. September in Gelsenkirchen gespielt - in der Arena von Schalke 04. Am besten mit Rasenfarbe, die sich gut wieder auflöst.