Der Bondscoach schickte seine Elf im Vergleich zum Sieg gegen Katar im letzten Gruppenspiel unverändert aufs Feld, Bayern-Verteidiger de Ligt begann erneut zunächst auf der Bank. Bei den US-Amerikanern musste Gregg Berhalter verletzungsbedingt einen Wechsel vornehmen: Im Sturmzentrum fällt der ehemalige Bremer Josh Sargent mit einer Sprunggelenksverletzung aus, für ihn kommt der junge Jesus Ferreira vom FC Dallas ins Spiel.
Erste Halbzeit: USA ideenlos, Oranje effektiv
Die offensiv im Turnier bisher zurückhaltenden US-Amerikaner starteten furios. Ein Angriff über die rechte Seite fand Pulisic, der auf einmal frei vor Torwart Noppert stand, aber aus elf Metern am niederländischen Schlussmann scheiterte (2.). Auf der anderen Seite machte es die Niederlande mit ihrem ersten gefährlichen Abschluss besser: Oranje spielte sich gekonnt flach durchs Mittelfeld, dann fand ein flacher Dumfries-Rückpass von der rechten Seite Memphis Depay, der platziert halbhoch links einschoss - 1:0 für den Favoriten (10.).
Die US-Amerikaner wirkten leicht geschockt und brauchte Zeit, um sich zu sammeln. Wenn die Elftal in dieser Phase einen Konter besser ausgespielt hätte, wäre auch der zweite Treffer möglich gewesen, doch Blinds Abschluss aus halblinker Position war am Ende zu ungenau (17.). Wie von Louis van Gaal unter der Woche angekündigt legte seine Mannschaft keinen großen Wert auf Ballbesitz oder schöne Kombinationen, viel mehr überließen sie den Amerikanern den Ball und lauerten auf Konterchancen. Abschlussmöglichkeiten waren in der Folgezeit aber Mangelware, da die USA nichts mit dem vielen Ballbesitz anzufangen wussten.
Eine Abschlussgelegenheit gab es erst wieder kurz vor der Pause, als Timothy Weah aus der Distanz zum Schuss kam. Sein Versuch aus 20 Metern konnte Noppert aber locker zur Seite abwehren (42.). Due USA kamen nochmal auf: Dest dribbelte sich über die komplette rechte Seite durch, sein Versuch aus 15 Metern konnten die Niederländer aber noch abblocken (44.). Die Amerikaner ließen die Chancen liegen und auf der anderen Seite wurden sie sofort bestraft: Wieder kam von rechts ein flacher Ball zur Mitte, diesmal kam Daley Blind herangerauscht und schloss unhaltbar für Matt Turner flach ab (45.+1). Ein Schock für die USA, denn direkt danach pfiff Schiedsrichter Sampaio zur Pause.
Zweite Halbzeit: USA kommen kurzzeitig auf, Niederlande macht alles klar
Die US-Amerikaner waren nun gefordert und Gregg Berhalter brachte zur zweiten Halbzeit den Dortmunder Giovanni Reyna für den blassen Jesus Ferreyra. Die Niederländer wechselten sogar doppelt: Koopmeiners und Bergwijn ersetzen Klaassen und de Roon. Ähnlich wie in der ersten Halbzeit gehörte die erste große Chance den Amerikanern: Nach einer Ecke von Pulisic verlängerte McKennie auf den langen Pfosten, doch Innenverteidiger Tim Ream konnte nicht genug Druck auf den Ball bringen, sodass Oranje auf der Linie klären konnte (48.).
Auch Holland spielte mit: Der nächste flache Ball von der rechten Seite fand diesmal keinen Mitspieler, sondern Innenverteidiger Walker Zimmerman, der seinen Keeper prüfte, der war jedoch auf dem Pfosten (49.). Insgesamt war das Spiel deutlich lebhafter als noch in Halbzeit eins. Die nächste Chancen hatten wieder die Amerikaner: Christian Pulisic kam von der linken Seite nach innen gelaufen, sein eigentlich unbedrängter Schuss kam aber zu zentral auf Noppert (52.). Auch ein Abschluss des immer wieder antreibenden McKennie eine Minute später einen Meter über die Latte konnte Noppert den holländischen Schlussmann nicht gefährden (53.).
In der 61. Minute war es dann wieder die Elftal, die nach einem Konter zum Abschluss kam. Der mehrfach abgeblockte Ball landete kurz vor dem Strafraum bei Memphis Depay, der ansatzlos abzog. Keeper Turner musste sich lang machen, um den Ball noch über die Latte zu lenken. Die darauffolgenden Minuten verrannen, ohne dass die Nordamerikaner Druck ausüben konnten. Viel mehr waren es die Niederländer, die die Entscheidung auf dem Fuß hatten - und auf dem Kopf: Einen Distanzschuss von Koopmeiners konnte Turner nur nach vorne abklatschen, wo Depay wartete und aus sechs Metern aufs Tor köpfte. Der Torwart des FC Arsenal machte sich ganz lang und kratzte den Ball trotz entgegengesetzter Laufrichtung aus der Ecke (70.).
Um ein Haar hätten die Niederländer die USA selbst wieder ins Spiel gebracht: Depay wollte von links hinten einen diagonalen Rückpass zum Keeper spielen, der zu einem Steilpass für den eingewechselten Haji Wright wurde. Der Stürmer umkurvte Noppert, doch seinen Abschluss aus spitzem Winkel konnte van Dijk von der Linie schlagen (74.). Die USA hatten nun Auftrieb und kamen tatsächlich zum Anschlusstreffer: Wieder war ein flacher Ball von der rechten Seite der Ausgangspunkt. In der Mitte versuchte Wright, den Ball zu erreichen und bugsierte ihn tatsächlich aus schier unmöglicher Position über den eigenen Körper hinweg in die lange Ecke (76.)
Der Beginn einer Aufholjagd? Von wegen: Diesmal kam die Flanke der Holländer von der linken Seite. Blind fand den völlig freien Dumfries am langen Pfosten, den den Ball aus zehn Metern direkt nahm und über den verdutzten Turner hinweg in die lange Ecke traf (81.) - 3:1 für die Niederlande.
Die USA bekamen jetzt keinen Druck mehr aufgebaut und die Niederländer spielten die Führung souverän nach Hause. Damit trifft Oranje im Viertelfinale auf den Sieger der Partie Argentinien gegen Australien, für die US-Amerikaner geht es nach dem dritten Achtelfinaleinzug in der Verbandsgeschichte nach Hause.
Spieler des Spiels: Daley Blind
Der linke Schienenspieler der Niederlande mag nicht mehr über das höchste Tempo verfügen, doch seine Spielintelligenz ist prägend für das Spiel von Oranje. Oft kippt er nach innen ab, um Raum für die nach außen ziehenden Angreifer zu schaffen und wird dann zum zentralen Mittelfeldspieler. Dort brachte er heute nicht nur seine Passsicherheit ein, sondern steuerte auch ein Tor und eine Vorlage zum Viertelfinaleinzug seines Landes bei.
